"Der Chef spricht!" mit Johannes Fiebelkorn

zuletzt aktualisiert am 30.07.2022 20:42

Johannes Fiebelkorn, 21 Jahre alt mit Heimat in Dithmarschen ist Student in Flensburg (Lehramt Sport und Theater), spielt seit 15 Jahren Fußball und ist ehemaliger Schiedsrichter. Laut eigener Aussage ist er neuerdings darüber hinaus Trainer der "besten Truppe der Welt".
 
Johannes trainiert unsere Herren 3, SV EUFootball Adelby III, die Unikicker.
 
Das Interview führte Lars Sommerfeld per WhatsApp.
 
Lars: Wie kam es zur Kooperation zwischen der Uni bzw. den Unikickern und dem SVA?
 
Johannes: Wir waren Anfang des Jahres auf einer Suche nach einem Club, um unser Projekt an den Start zu bringen. Da unser jetziger Co-Trainer schon bei Adelby spielte und den Club sehr schätzt, empfahl er den SV Adelby. Ich habe mich dann mit den Spartenleiter Ilja in Verbindung gesetzt und innerhalb einiger Tage haben Yannik und ich uns mit ihm zusammengesetzt und unsere Ideen besprochen und sind größtenteils auf einen Nenner gekommen, sodass wir diese super Kooperation auf die Beine stellen konnten. Das war dank Ilja nur eine Sache von Tagen und dann war alles beschlossene Sache! Dafür kann man sich auch noch mal von unserer Seite aus bedanken. 
Eine Frauenmannschaft war für das erste Jahr eigentlich gar nicht eingeplant und ist mehr oder weniger aus Motivation der Frauen glücklerweise trotzdem entstanden!
Bisher ist die Kooperation also ein voller Erfolg.
 
Lars: Alleine die Größe Eures Kaders bzw. der Kader, wenn man auch die Frauen mitnimmt, kann man als großen Erfolg verzeichnen. Mein letzter Stand, war das die Herren 3 einen Kader von rund 30 Spieler aufweisen kann. Wie willst Du dieser "Spielerflut" insbesondere im Spielbetrieb Herr werden?
 
Johannes: Diese Frage habe ich mir zu Anfang auch gestellt. Wir hatten erst sogar über eine zweite 9-er Mannschaft nachgedacht. Es hat sich aber gezeigt, dass unser Team ein bisschen anders funktioniert als die regulären Herrenmannschaften. Dadurch das wir fast nur Studenten sind, sind die meisten von uns in nicht so gefestigten Lebenslagen wie das sonst der Fall ist. Daraus ergibt sich die Situation das wir im Schnitt „nur“ 15 - 20 Spieler bei Trainings und Spielen sind. Mal gibt es Klausuren, mal ist ein Wochenendseminar, mal ist jemand im Urlaub und ja auch bei uns hat 5 mal im Jahr die Oma Geburtstag ;) und das ist auch völlig in Ordnung. In erster Linie wollen wir alle Spaß haben, dann kommt der Erfolg von ganz alleine. Das macht die taktische Arbeit zwar auch schwieriger, da sich durch die hohe Fluktuation im
Kader (abgesehen von dem harten Kern) immer neue Aufstellungen ergeben, dafür hat man aber bei uns im Team mit sehr vielen verschiedenen Menschen zu tun und das macht einfach Spaß.
 
Lars: Euer Team ist gespickt mit gestandenen Landes- und Verbandsliga- Spielern. Warum wollt Ihr geschlossen die Kreisklasse C aufmischen? Es gibt doch bestimmt den einen oder anderen, der sich zu "höherem" berufen fühlt. Wird es auch Abstellungen an unsere Erste geben, wenn Bedarf ist?
 
Johannes: Wir haben ein paar ganz gute Kicker in unseren Reihen und manche schielen auch Richtung Meisterschaft. Ich persönlich spreche erst dann über Aufstieg, wenn es einen Aufstieg zu feiern gibt. Wir wollen im ersten Jahr sehen was geht und das werden wir jetzt bald herausfinden. Langfristig ist es aber auf jedenfall ein Ziel, in höherklassigen Ligen zu spielen. Ich denke das wir zur Winterpause durch die neuen Erstsemester nochmal deutlichen Zuwachs an Spielern bekommen werden und eine erfolgreiche Saison abreißen werden. 
 
Mit Carlo habe ich ein Top-Verhältnis. Wir machen häufig Spiele gegen die erste im Training. So können die Mannschaften sich besser kennenlernen und der Spielrhythmus bleibt erhalten. Wenn Bedarf sein sollte und wir uns das leisten können, spricht absolut nichts dagegen auch mal Spieler mit zur Ersten zu schicken. Andersherum natürlich genau so. Solange da Rücksprache gehalten wird, bin ich großer Fan davon das wir uns gegenseitig auf allen Ebenen unterstützen.
 
Lars: Apropos Aufstieg: In einer Studenten- Mannschaft passiert es ja ab und an, dass auf einmal ein paar (mehr) ihr Studium beenden. Muss man vor diesem Tag in Adelby Angst haben oder ist die Lobby der Studenten bereits so groß, dass man sich hier (noch) keine Gedanken machen muss. Und kollidieren die Semesterferien mit dem Spielbetrieb?
 
Johannes: Was das angeht blicke ich dem sehr entspannt entgegen. Das schöne ist ja, dass auch immer neue Studenten an die Uni und in die Stadt kommen, die sich fragen: „Wo spiele ich jetzt in Flensburg Fußball?“. Und wir als Uni-Team sind da dann Anlaufstelle Nummer 1. Von daher glaube ich, dass wir zwar Jahr für Jahr immer Spieler verlieren werden, aber auch immer neue dazubekommen. Meine Prognose ist, dass wir schon nächstes Jahr eine Zweite melden können. Wir haben viel vor!
 
Ja, die Semesterferien kollidieren. Aktuell haben wir diese und der halbe Kader ist nicht da. Aber auch beim Pokalspiel können wir mit 15 Mann am Start gehen und ins Trainingslager fahren 18 Mann mit an die Nordsee.
 
Lars: Wurdest Du eigentlich in die Rolle des Cheftrainers "geworfen" oder hast Du diese Aufgabe aufgrund von vorherigen Traineraufgaben (gerne) übernommen?
Was ist Deine Spielphilisophie?
 
Johannes: Es hat sich mehr oder weniger ergeben. Ich hatte 2021 schon mit meiner C-Lizenz begonnen und hatte vorher schon ein bisschen Trainer-Erfahrung. Ich wollte aber trotz meines jungen Alters eine Herrenmannschaft trainieren. Als dann das ganze Projekt losging laborierte ich dazu an einer heftigen Knieverletzung und es war nicht wirklich absehbar, ob ich überhaupt wieder gegen den Ball treten kann. Da kamen also zwei Sachen zusammen, sodass ich mir diese Rolle zugetraut habe und sie seitdem auch mit voller Leidenschaft ausübe. Auch wenn man wirklich viel mehr zu tun hat, als ich das erwartet hätte.
 
Meine Spielphilosophie ist definitiv Konterfußball. Wir wollen attraktiven Kick and Rush spielen und in der defensive eng und tief stehen. Denn Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften (Wo steht das Phrasenschein?). Wir müssen uns auch unseren Platz in der Liga erstmal erkämpfen und das wird sicher für den einen oder anderen körperlich robuster laufen, als er es erwartet. Wir werden dagegenhalten aber, und das ich mir dabei sehr wichtig, nach jeder Grätsche oder jedem Foul kann man seinem Gegenspieler immer die Hand reichen und fair bleiben. Sportlichkeit steht bei uns an oberster Stelle. Wenn es nach mir geht, bedeutet das auch in der 90. Minute beim Spielstand von 1:1 dem Schiri zu sagen, dass der Elfmeter den wir bekommen haben, kein Elfmeter war, weil unser Stürmer nicht gefoult wurde, auch wenn wir damit die Chance auf den Sieg aus der Hand geben. Wir wollen Spiele durch guten Fußball gewinnen. Fairness steht über allem.
 
Noch einmal Herzlich Willkommen allen Unikickern beim SVA und Vielen Dank an Johannes für dieses Interview.

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