Kunstrasen für SV Adelby

zuletzt aktualisiert am 12.10.2023 22:58

Folgend ein Kommentar des VB Sportcenter Jarne Henningsen über Chancen und die Notwendigkeit eines Kunstrasenplatzes, welcher an die Partei-Fraktionen gesandt wurde:

Sehr geehrte Damen und Herren,
innerhalb der letzten vier Jahren ist ein Bevölkerungswachstum im Stadtteil Tarup, in
dem die Anlage des SV Adelby situiert ist, von 4.909 auf 5.596 (Sozialatlas 2022) zu
verzeichnen. Auffallend dabei ist, dass der Anteil an unter-18-Jährigen im gesamtstäd-
tischen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist (22,2% der Einwohner im Stadtteil unter
18 Jahren, gesamtstädtisch 15,3%). Die positive Entwicklung korreliert mit der Bestre-
bung eines Neubaus an der Grundschule Adelby, welche direkt an das Sportgelände
angrenzt. Der Sportverein Adelby stellt eine ganzheitliche Bildungsbegleitung für die
Kinder im Freizeitbetrieb dar, weil die Kinder sowohl koordinative Fähigkeiten als auch
personale und soziale Kompetenzen erweitern. Ko-konstruktivistisch betrachtet bilden
die Kinder im Verein in einem sozialen Umfeld selbst Kompetenzen aus, vor allem in
Bezug auf Gruppendynamiken.
Der Sportverein Adelby zählt derzeit über 1250 Mitglieder in mehr als 16 Sparten, da-
von in der Sparte Fußball ca. 450 in 18 Mannschaften. Ein Zuwachs der Mitglieder-
zahlen ist zuletzt zu beobachten. Ein nötiger Kunstrasenplatz würde viel von der Fuß-
ballsparte genutzt werden, welche derzeit in jeder Altersklasse Mannschaften hat.
Nennenswert ist darüber hinaus die Vernetzung im Stadtteil: viele Schüler der Grund-
schule Adelby und viele Kinder und Jugendliche des Stadtteils Tarup sind im Verein
Mitglied. Überdies ist eine Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg seit der
Fußballsaison 2022/2023 entstanden: eine Herren- und eine Damenmannschaft
konnte durch Studenten gegründet werden. Es ist eine soziale Vernetzung zu konsta-
tieren. Mit steigenden Mitgliederzahlen und Mannschaften in der Sparte Fußball ent-
steht eine hohe Platzauslastung. Auf der Sportanlage Adelby gibt es drei Trainings-
plätze, vormittags durch die Grundschule Adelby genutzt (Kunstrasen würde Sperrrun-
gen auch in Bezug auf Sportunterricht verhindern), welche im Herbst und Winter oft
aufgrund regnerischer Wetterlage gesperrt werden müssen. Dies verursacht Qualitäts-
einbußen im Trainingsbetrieb und vor allem im Bereich der nicht-formellen Bildung,
welche durch die Angebote den Kindern ermöglicht wird. Im Folgenden wird erläutert,
weshalb eine Modernisierung des Sportplatzes durch einen Kunstrasenplatz nötig ist,
um sozialen (Bildungs-)Aufgaben für Kinder im Stadtteil Tarup und einer Nachhaltigkeit
gerecht zu werden.
Unter dem Gesichtspunkt einer Sozialraumorientierung fördert ein Kunstrasenplatz als
Modernisierungsmaßnahme für die Sportanlage eine Vernetzung für die Kinder im
Stadtteil Tarup. Aufgrund der Nähe zur Grundschule Adelby partizipieren viele Kinder
in diversen Sportarten im Verein. Dadurch wird ein Handeln im öffentlichen Raum au-
ßerhalb schulischer Aktivitäten für die Kinder gemäß einer sozialraumorientierten Be-
trachtungsweise aus verschiedenen Lebenslagen möglich. Kinder aus sozial benach-
teiligten Familien im Stadtteil Tarup können dabei in dem Sportverein an der Gesell-
schaft partizipieren, ohne Aufwand und Kosten für die An- und Abreise zum Training
und Spiel aufzubringen. Im Kontext von andauernden gesperrten Plätzen wird der ak-
tuellen Problematik der Verinselung nicht entgegengewirkt: eine Isolation im zu Hause
findet dann statt, da die Kinder sich nicht mehr außerhalb des eigenen Hauses selbst-
bilden können und aufgrund fehlenden Umfeldes nicht mehr körperlich aktiv werden.
Ein Selbstwirksamkeitserleben wird durch außerschulische positive Erfolgserlebnisse
im sozialen Umfeld angeregt. Dies würde durch saisonale Platzsperrungen, wie sie
erfahrungsweise in den letzten Jahren oftmals vollzogen werden musste, verhindert
werden, weshalb ein dauerhaft bespielbarer Kunstrasenplatz nötig wäre, um den Kin-
dern den Zugang zu den Ressourcen des Stadtteils zu öffnen.
Seit September 2023 ist überdies das Vereinsheim Adelby durch eine Pächterin wieder
in Betrieb genommen. Im Sinne einer Vereinskultur wird den Kindern die Lebensum-
welt Adelby mitsamt der Grundschule, dem Sportverein als außerschulische informelle
Bildungsmöglichkeit und der Gastronomie im Vereinsheim geboten. Anmerkung: der-
zeit wird im Vorstand über ein Konzept für einen Kinder- und Jugendraum im Vereins-
heim beraten.
Die Folge dauerhafter Platzsperrungen bei regnerischer Witterung würden Vereins-
wechsel bewirken und damit eine stadtteilübergreifende Lebenswelt der Kinder. Damit
wäre das autonome Bewegen und Handeln im „Sozialraum Adelby“ nicht bildungsdien-
lich, da im Verein nur unregelmäßig Angebote stattfinden könnten und die Kinder so
in ihren Selbstbildungsprozessen nur noch mit einem verkleinerten sozialen Umfeld
lernen könnten.
Dies wird dem Gedanken einer sozialen Gerechtigkeit nicht gerecht, da die Kinder im
Quartier Tarup gegenüber anderen Stadtteilen benachteiligt in ihrer Tagesgestaltung
sind. Im Stadtteil Westliche Höhe können die Kinder das ganze Jahr über auf dem
Kunstrasenplatz trainieren, nahe des Wohnumfeldes und der Schulen in der Umge-
bung. Ein dortiges Bewegen im Sozialraum ist durchgehend möglich; dies mündet zu-
dem in Konkurrenzverschärfungen im organisierten Wettbewerbssport. Bei konstanter
Trainingsmöglichkeit auf einem Kunstrasen können die Ressourcen der Kinder optimal
genutzt werden, um sich sportbezogen (hier: fußballerisch) weiterzuentwickeln. Stär-
ken können gestärkt werden, Schwächen geschwächt: vor allem im technisch-koordi-
nativen Bereich ist eine optimale Bewegungsqualität nötig, um sich zu verbessern. Auf
einem löchrigen Platz, der im Herbst und Winter wenig genutzt werden kann, ist es
den Kindern nicht möglich, adäquate Bewegungserfahrungen zu erleben und so die
fußballerischen Ressourcen optimal zu nutzen. Daraus entsteht eine soziale Ungleich-
heit, bei der die Kinder in ihren sportbezogenen wie bildungsbezogenen Potenzialen
eingeschränkt werden.
Überdies unterstützt ein kontant mögliches Sportangebot auf einem Kunstrasenplatz
beim SV Adelby Integration und Inklusion. Gemäß Sozialatlas 2022 ist ein Zuwachs
der Anzahl an Einwohnern mit Migrationshintergrund seit 2018 zu verzeichnen (von
885 auf 1.109 Einwohner mit Migrationshintergrund); dies ist auch im Verein zu be-
obachten, da der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund im Verein steigt und so
verschiedene kulturelle Herkünfte beim SV Adelby beheimatet sind. Zudem hat es in
der letzten Saison zwei Mitglieder mit Autismus-Spektrum-Störung in der Sparte Fuß-
ball gegeben; es wird also auch inklusiv mit Menschen mit Beeinträchtigung auf der
Sportanlage interagiert. Ein Zugang zu Trainingsmöglichkeiten auf einem Trainings-
platz würde somit Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit an gesellschaftlicher
Teilhabe dauerhaft gegeben werden.
Im Rahmen einer Sozialraumorientierung können ökologisch nachhaltig materielle
Ressourcen eingespart werden. Dies setzt an einer suffizienten Betrachtungsweise
an, bei der, im Leitbild der Stadt der kurzen Wege, ein alltägliches Erleben im Stadtteil
ermöglicht werden muss. Dadurch werden logistische und finanzielle Ressourcen ein-
gespart. Die Familien, gerade aus sozial prekären Lebenslagen, müssen keine Kosten
und Fahrdienste aufbringen, damit das Kind im Verein an der Gesellschaft partizipieren
kann. Logistisch werden Wege mit dem Auto minimiert, da nun Schule, Nachmittags-
gestaltung und Wohnraum funktional gemischt im Stadtteil zu finden sind. Die Nutzung
des Fahrrads kann dabei Abgase minimieren; hierfür gibt es auch Anschließmöglich-
keiten auf dem Vereinsgelände, um so die Bewegung mit dem Fahrrad im Quartier zu
ermöglichen. In puncto Nachhaltigkeit wäre ein Kunstrasen im Sinne einer suffizienz-
orientierten Nachhaltigkeitspolitik förderlich, um stadtteilübergreifende Wege, vor al-
lem mit dem Auto, zu minimieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Kunstrasen neben sportlichen Verbes-
serungen im Bereich der Trainingskonstanz und Bewegungsqualität vor allem soziale
Aspekte im Rahmen einer Sozialraumorientierung gefördert werden. Vor allem den
Kindern, in der Sparte Fußball sind alle Jahrgänge mit Mannschaften besetzt (bis zur
C-Jugend (U15) mit mehreren Mannschaften), würde so ein ko-konstruktivistisches
Selbstbilden in der Vereinskultur und in der Lebenswelt im Sozialraum Tarup beste-
hend aus Schule, Verein, Gastronomie und Wohnraum ermöglicht. Ein Leben im Stadt-
teil Tarup würde dadurch nachhaltiger werden.


Ich möchte gerne von Ihnen gerne wissen:
Wann wird dem SV Adelby endlich wirklich geholfen und die Schaffung eines Kunstra-
senplatzes bei der Investitionsplanung der Stadt Flensburg berücksichtigt? Dies muss
schnellstmöglich passieren, weil Spieler und sogar ganze Mannschaften den Verein
aufgrund der Trainings- und Spielverhältnisse verlassen, womit der Verein gegenüber
anderen Vereinen benachteiligt wird. In der Sportentwicklungsplanung wurde der Be-
darf anerkannt.


Wie kann die Investition im Jahr 2024 vorgenommen werden?

Mit großem Bedauern habe ich erfahren, dass trotz des erheblichen Jahresüberschus-
ses von rd. 16 Mio. Euro in diesem Jahr dem Antrag der SPD für die Investition in den
Flensburger Sport nicht unterstützt wurde. Was sind die Beweggründe gewesen?


Im Auftrag des Vorstandes,
Jarne Henningsen
Vorstandsbeauftragter Sportcenter

Kunstrasen für SV Adelby

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